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Hervorgegangen ist das Höchster Schlossfest aus der
600JahrFeier der Stadt Höchst anno 1956. Damals wurde
nicht die urkundliche Ersterwähnung gefeiert – die war
bereits im Jahr 790 und damit vier Jahre vor Frankfurt –,
sondern das Datum der Stadterhebung. Das ist ein span
nendes Stück Machtpolitik: Im Jahr 1336 hatte Ludwig IV.,
genannt „der Bayer“, der Stadt Frankfurt ein Privileg erteilt,
mit dem jedweder Burgenbau im Umkreis von 35 Kilometern
um die Stadt verboten war. Das passte dem Mainzer Erz
bischof nicht, zu dessen Gebiet Höchst gehörte und sich
klar gegen die „freie Reichsstadt“ positionierte. 1355 kam
Karl IV. auf den Thron, einer der bedeutendsten Kaiser des
Spätmittelalters. Er erhob Höchst am 11. Februar 1355 in
Pisa gegen den Willen der Stadt Frankfurt zur Stadt, wozu
das Recht zur Errichtung von Stadtmauern und zum Bau
einer Burg gehörte. Am 12. Januar 1356 – so kommt man
zur 600JahrFeier 1956 – bestätigte Kaiser Karl IV. die
Stadtrechte und das Marktrecht Höchst in Nürnberg.
Damit endete auch jegliche Leibeigenschaft in Höchst,
denn grundsätzlich galt: Stadtluft macht frei.
Zur 600JahrFeier 1956 gab es eine Riesensause. Von der
Farbwerke gab es ein großes Geschenk: das Silobad, eines
der ersten beheizten Freibäder weit und breit. Zur Feier
der Stadterhebung gab es Musik und Theater, einen großen
Umzug und viele andere Veranstaltungen.
Das war so schön, dass man so eine Sause jedes Jahr
haben wollte. Das erste Schlossfest wurde 1957 gefeiert,
allerdings noch zu einem anderen Termin: am 10. und 11.
August. 1958 war es dann der 5. bis 7. Juli, und daran wird
sich noch heute gehalten. Ritter Hostato, der sagenhafte
Gründer von Höchst, ist das Maskottchen – er findet sich,
unvergleichlich vom Höchster Cartoonisten Peter Schäfer
Heute ist das „Früher“ von morgen … gezeichnet, auch dieses Jahr wieder auf dem Titelblatt
dieses Programmhefts.
Viele Rahmenbedingungen haben sich grundlegend
verändert. In den vergangenen Jahren sind die Kosten
geradezu explodiert. Das hat hauptsächlich mit den vom
Das Höchster Schlossfest ist in stetigem Wandel – sonst
Gesetzgeber und den Genehmigungsstellen erhöhten
wäre es wahrscheinlich bereits weg. Es wird seit 1957
Sicherheitsvorschriften zu tun. Wo man früher einfach in
gefeiert und beginnt traditionell mit dem ersten Juli
der Altstadt feiern konnte, müssen heute Terrorsperren hin
Wochenende. Organisiert wird es vom Vereinsring Höchst.
– und in der Altstadt leben Menschen, deren Zufahrtswege
Das ist der Dachverband der Höchster Vereine; derzeit gibt
nicht über Tage abgeriegelt werden können. Das Motto
es knapp 90 Mitgliedsvereine. An der Programmgestaltung
„Uns haut so schnell nix vom Sockel“ zeigt, dass der
des Fests beteiligen sich auch private Gruppen, Kirchenge
Vereinsring Höchst nicht müde wird, Lösungen zu finden.
meinden, Gastronomen oder Gewerbetreibende. Dabei gilt:
So ändert das Fest hin und wieder ein bisschen sein
Die Veranstaltungen sollten in der Regel kostenfrei zugäng
Gesicht – aber das hat es schon immer getan. Früher war
lich sein. Das gilt besonders für die großen Konzerte im
alles besser? Sicher nicht. Aber alles anders. Und heute
Brüningpark oder im Alten Schloss.
ist das „Früher“ von morgen.
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